Falls Sie zu den Menschen gehören, die den Dingen gerne auf den Grund gehen, wie ich auch, und sich mit dem Gedanken tragen, nach Cebu auszuwandern, wie ich auch einmal, dann müssen Sie eine Entscheidung treffen. Die Entscheidung nämlich, ob Sie das Wort warum in Ihrem Wortschatz behalten oder es zugunsten einer erfolgreichen Umsiedlung nach Cebu gleich aus Ihrem Vokabular rauswerfen wollen.

Es ist nicht so, dass es in Cebuano kein Wort für warum gäbe, nein, das Wort gibt es. Es heisst ngano. Die Sache ist nur die, dass man weder das Cebuano Wort ngano noch das englische why wirklich erfolgversprechend anwenden kann. Man stellt ja damit eine Frage nach einem Grund für etwas, und da beginnt die Krux. Eine Antwort, warum etwas so ist wie es ist, gibt es meiner bisherigen Erfahrung nach im praktischen Leben hier oft nicht.

Aus der Fülle von Beispielen, dass es hier nicht zwingend einen Grund geben muss für Dinge, dass diese Dinge einfach so sind wie sie sind, will ich zwei herausgreifen, mit denen Sie allenfalls auch einmal konfrontiert werden könnten als Besucher von Cebu.

Vor einigen Jahren, als ich noch kein Visum als „Permanent Resident“ hatte, reiste ich also frohen Mutes an, entstieg dem Flugzeug, präsentierte meinen Reisepass für die Einreise und weiter gings. Als es dann Zeit war zur Ausreise, präsentierte ich meinen Reisepass wiederum, um in das Transit zu gelangen, und da schlug das Schicksal zu. Die Beamtin, eine kräftige Dame mit grosser Brille und strengem Blick starrte mich an und fragte, wo ist Ihr Einreisestempel? Ich finde keinen Einreisestempel!!!

Da es aber nach dem Denkschema der philippinischen Passkontrolle gar nicht sein kann, dass ein Beamter bei der Einreise keinen Stempel in den Pass reinhaut, weil er ja den ganzen Tag gar nichts anderes tut als Stempel in die Pässe reinhauen, muss also ein anderer, schwergewichtiger, diffuser Grund vorliegen.  Der Mann ohne Einreisestempel, der jetzt ausreisen will, ist gar nicht da. Er kann ja nicht da sein, sonst hätte er ja einen Einreisestempel. Oder aber er ist auf obskuren, skurrilen Wegen eingereist, bei Nacht und an geheimem Ort, Übles im Schilde führend. Oder…., nicht auszudenken.

Das Flugzeug wartete, alle Passagiere an Bord warteten, der Chef der gestrengen Beamtin wurde gerufen, der wiederum dessen Chef in der Einreisebehörde telefonisch kontaktierte, um die alles entscheidende Frage zu klären, warum hat der Mann keinen Einreisestempel? Auf diese Frage gab es keine Antwort. Er hatte keinen. Basta. Eine gütige Fee muss wohl über mir geschwebt haben, ihre Magie dahingehend einsetzend, dass ich den Flieger zuguterletzt – warum eigentlich? – besteigen durfte und nicht im Gefängnis gelandet bin.

Die nächste Geschichte hat mit Logik zu tun, vor deren strikten Anwendung hier auch gleich gewarnt werden soll. In jenen Tagen, durfte man mit einem gültigen Reisepass für 21 Tage ohne Visum einreisen. Da mein damaliger Aufenthalt aber länger dauerte, bin ich pflichtbewusst zum Bureau of Immigration gepilgert, habe dort mein Antragsformular auf Aufenthaltsverlängerung ausgefüllt und die Frage, wann ich ausreisen werde, genau beantwortet mit 7. Januar, Flug Nr. soundsso nach Singapur.

Dann habe ich ein paar Stunden gewartet, dann meine 5,000 Pesos für die Verlängerung bezahlt und meinen Pass mit entsprechendem Stempel ausgehändigt bekommen. Die Verlängerung wurde mir gewährt bis zum 6. Januar. Gut, setzt da die Logik ein, Du bist hier bis zum 6. Januar und am 7. Reist du ja aus. Alles klar.

Am 7. Januar also frohgemut zum Flughafen, wo mir bei der Ausreise-Passkontrolle beschieden wird, dass ich meinen Aufenthalt überzogen hätte und eine Verlängerung bezahlen müsse.

Als gebürtiger Schweizer äusserte ich über diesen Befund meinen erheblichen Unmut mit der Frage warum zum Teufel soll ich überzogen haben, wo ich doch genau angegeben habe, wann ich abreise. Meine Ehefrau Mercy hat die Sachlage natürlich genau durchschaut und mich ans Schienbein getreten mit der stummen Aufforderung, meinen Mund zu halten. Sie war bereits am Einfädeln eines Deals mit dem Beamten, dass wir nur den halben Betrag für die Verlängerung bezahlen müssten. Ich war aber damals noch nicht so philippinentauglich wie heute und wollte unbedingt Recht haben. Dieser Akt schweizerischen Selbstbewusstseins kostete mich dann den vollen Betrag, nicht nur den halben.

Ja nun, warum denn kann die Einreisebehörde nicht gleich eine passende Verlängerung ausstellen, wo ich doch mein Abflugdatum in meinem Antrag genau angegeben habe? Die Sache ist die, dass eine einzelne Verlängerung damals nur für 39 Tage gemacht werden konnte (was ich aber damals noch nicht wusste), also warum dann nicht gleich zwei, zu meinetwegen doppelten Kosten? Und warum hat mir denn niemand gesagt, dass diese 39 Tage Verlängerung bis zu meiner Ausreise genau nicht ausreichen?

Mit freundlichem Gruß

Paul Gerschwiler