Diese Geschichte ist brandneu. Meine Frau Mercy erzählte sie gestern beim Abendessen nach ihrer Rückkehr von der City, wo sie mehrere Tage geschäftlich zu tun hatte.
Die Cebuanos sind stolz auf ihre grossen Einkaufszentren, “Malls”, wie sie hier genannt werden. Diese Malls haben natürlich auch ein grosszügiges Angebot an (bewachten) Parkflächen, die Ihnen von morgens neun bis abends zehn Uhr zur Verfügung stehen, zu einem Einheitspreis von 25 Pesos, also etwa 50 Cents, egal wie lange Sie Ihr Fahrzeug dort stehen haben.
Apropos: Mit Grausen erinnere ich mich da an die Parkhäuser in meiner Heimatstadt Basel, mit ihren geldgierigen Parkuhren. Gegen die konnte man nur verlieren. Wenn man da am Samstag Vormittag parkte und nicht genau wusste, wann man wieder zurück sein würde, fütterte man die Parkuhr entweder mit zuviel oder zuwenig Münzen. War es zuviel, dann “Adieu” zum Restgeld. War es zuwenig, dann war die Parkzeit überzogen und der Polizist mit seinem Adlerblick ortete flugs das Vergehen und steckte einen saftigen Strafzettel unter den Scheibenwischer, so oder so half man die Staatskasse füllen.
Nicht so in Cebu City. Nur eben, das grosszügige Angebot gilt nur tagsüber. Wer sein Auto über Nacht dort stehen lässt, wird mit einer Busse von 500 Pesos (ca. 10 Euro) “bestraft”.
Und hier beginnt nun die eigentliche Geschichte. An einem Abend, schon nach Geschäftsschluss, wollte also meine Frau das Parkhaus des “Ayala”-Einkaufszentrums verlassen, aber das verflixte Vehikel sprang nicht an. Was tun? Mercy sprach einen der “Guards” auf das Problem an und meinte, es sei nicht ihre Schuld, dass das Ding keinen Laut von sich gebe, und jetzt sei es für Service zu spät und sie wolle die 500 Pesos trotzdem nicht bezahlen. Der Guard sagte, kein Problem, und sprach in sein Walky-Talky, und innert kürzester Zeit tauchte ein knallrotes, blank poliertes Fahrzeug auf, angeschrieben mit “Security Service”, ausgerüstet mit einem Überbrückungskabel und Brumm, Problem gelöst, und alles mit freundlichem Lächeln und kostenlos.
Anderntags bei „SM“, der anderen grossen Mall in Cebu City, dasselbe Problem. Das Vehikel sprang wieder nicht an. (Wie sich herausstellte, hatte die Batterie eine Macke). Mercy, gerüstet mit ihrer Erfahrung vom Vortag, sprach einen Guard auf ihr Problem an. Aber da kam kein rotes Serviceauto, da kamen zwei junge Männer mit einem Überbrückungskabel, das an ein Ding angeschlossen war, das selbst Strom benötigte.
Aber da wo das Auto stand, gab es keine Steckdose. Ma’am, sagten die Männer, wir müssen ihr Auto in die Nähe einer Steckdose schieben. Und das taten sie dann auch, ziemlich weit sogar. Aber der Stecker des Überbrückungsdings passte nicht zur Dose. Also wurde der Stecker, ganz pragmatisch, abgeschnitten und die beiden losen Kabelenden von Hand in die Öffnungen der Dose gesteckt. Es stellte sich aber heraus, dass die Leistung dieses nun stromgespiesenen Dings nicht stark genug war, um den Motor anspringen zu lassen. Also schob man das Auto wieder auf den Parkplatz zurück. Das Problem wurde dann von einem freundlichen Mitmenschen gelöst, der – ja wirklich! – ein Überbrückungskabel in seinem Auto mit sich führte.
Und man sieht: auch bei unseren grossen Malls steckt der Teufel im Detail. Wenn Sie jetzt der Meinung sind, dass auch in unser Auto ein anständiges Überbrückungskabel gehört, dann haben Sie natürlich völlig recht. Aber dann hätte ich diese Geschichte nicht schreiben können.
Mit freundlichem Gruß
Ihr Paul Gerschwiler