Optimierung wird bei uns in Cebu sehr ernst genommen. Alte Fahrzeuge, ausgediente Kühlschränke und andere Nutzgegenstände, die eigentlich altershalber als abgeschrieben gelten und zum Alteisen geworfen werden dürften, erwachen hier unter erstaunlich kundigen Händen oftmals wieder zu einem neuen, zweiten Leben. Optimierung nennt man das. Bestrebungen zur Optimierung von Sachverhalten gibt es auch in anderen Bereichen unseres Lebens. Hier zwei aktuelle Beispiele.
Um dem zunehmenden Verkehr (Sie wissen ja, Cebu boomt) gerecht zu werden, hat das DPWH (Department of Public Works and Highways) es kürzlich unternommen, mit grossem Aufwand an Material und Zeit beträchtliche Strassenabschnitte von Cebu City in Richtung Süden der Insel von zwei auf vier Fahrspuren zu verbreitern. Diese Arbeiten werden etappenweise weitergeführt und sollen der Verkehrs-„Optimierung „ dienen.
Nun wurden aber, beginnend noch während der spanischen Kolonialzeit, entlang den Hauptstrasse auf beiden Seiten schattenspendende Bäume gepflanzt, zumeist Akazien, die in den mehr als hundert Jahren zu stattlichen Kolossen herangewachsen sind. Diese Alleebäume gelten als „Heritage“, also als Kulturerbe, und stehen unter dem besonderen Schutz des DENR (Department of Environment and Natural Resources.)
Überhaupt nimmt man es bei uns, angesichts früherer Sünden, mit dem Umweltschutz sehr ernst. Gut so. Im Fall der Strasseenverbreiterung, von der ich oben sprach, kollidierten nun zwei an sich entgegengesetzte Zielrichtungen frontal. Das Strassenbau-Departement will im Sinne einer Entwicklungs-Optimierung die Strasse auf vier Spuren verbreitern. Aber dort, wo die zusätzlichen Fahrspuren hinsollten, standen vom Umweltschutz-Departement geschützte Kulturerbe-Akazien. Es gab gewaltige Diskussionen und Auseinandersetzungen zu diesem Zielkonflikt, und es obsiegte schliesslich eine Art Kompromiss-Optimierung. Und die geht so: Einige der alten Bäume, die schon als etwas kränklich deklariert wurden, durften gefällt werden. Einige andere, die noch vor Gesundheit zu strotzen schienen, liess man stehen. Die erweiterte Fahrspur wurder dann einfach um diese ehrwürdigen Bäume herumgebaut. Und so kommt es, dass Sie, wenn Sie auf der neueren äusseren Spur fahren, plötzlich hin und wieder einen gewaltigen Baum mitten auf der Fahrbahn vor der Nase haben. Das ist Zielkonflikt-Optimierung! More fun in the Philippines!
Mein Freund Hennes, ehemaliger Berufsoffizier der Bundeswehr und seit einiger Zeit glücklicher Ruheständler, hat Ihnen noch eine andere Variante von Optimierung anzubieten. Hier geht es um die Optimierung der Lagerbewirtschaftung in einem lokalen Kaufhaus. Hennes wollte dort im Hinblick auf das herannahende 2015 eine Kalender-Agenda für ebendieses Jahr erwerben. Und solche Kalender-Agenden wurden auch angeboten, in schicker Ausführung mit Kunstleder und Goldprägung, undsoweiter. Hennes greift sich eine und freut sich schon, bis er bemerkt, dass das alles noch Kalender-Agenden für das Jahr 2014 sind. Verblüfft fragt er den Salesman, was er denn im 2015 noch mit einer Agenda 2014 soll. Da zeigt ihm der Salesman die letzte Seite, wo alle Daten des Jahres 2015 auf einer Seite sauber und übersichtlich zusammengefasst sind. Und wegen dem bisschen Datenverschiebung wollen wir doch jetzt kein Aufhebens machen…..Warum denn wegwerfen, ist doch noch gut.
Mit freundlichem Gruß
Paul Gerschwiler