Bevor die Spanier, beginnend mit Miguel Lopez de Legaspi und seinen Mönchen, ab 1565 begannen, die damaligen Bewohner unserer Inseln mit der katholischen Religion zu beglücken, waren die Menschen hier Animisten, die glaubten, dass die ganze Natur beseelt sei, und deshalb auch Tiere, Pflanzen und auch unbelebte Objekte eine spirituelle Essenz besässen. Entsprechend viele Götter hatten sie, für alles Mögliche: Erfolg im Krieg, gute Ernte, Haus, Tod, und so weiter. Diese Götter wurden in Götzenbildern dargestellt und verehrt.
Diese religiöse Praxis der Vielgötterei hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Statt den alten Göttern müssen nun einfach katholische Heilige herhalten, deren Holzstatuen dann so intensiv verehrt und angebetet werden wie die Götzen in alten Zeiten.
Ein prominenter unter ihnen ist San Vicente Ferrer (1350-1419), ein Dominikaner aus Valenzia, ein Heiliger der katholischen Kirche.
Ihm ist in Pitalo bei San Fernando eine Kapelle gewidmet, und dort geniesst der Heilige ganz besondere Verehrung, weil ihm Wunderwirken nachgesagt wird.
Für ein solches Wunder, nämlich die Heilung ihres Sohnes von Krebs, bedankte sich vor ein paar Tagen eine Familie. Sie tat dies, indem sie in der Kapelle Kerzen anzündete, aber nicht etwa eine oder zwei oder fünf, sondern gleich an die 5,000.
Natürlich gerieten die Flammen von so vielen Kerzen bald ausser Kontrolle und die gesamte Holzstruktur der Kapelle im Altarbereich fing Feuer und ging in Flammen auf, einschliesslich einer Statue des Heiligen. Das Kreuz fiel herunter und der Gekreuzigte verbrannte sich die Füsse. Der ganze Altarbereich der Kapelle wurde ein Raub der Flammen. Dann fand das Feuer seinen Weg ins Freie und zerstörte, quasi nebenbei und als Zugabe, auch noch gleich dreizehn Wohnhäuser.
Das ist wieder mal so eine unglaubliche Geschichte, bei der ich nicht so recht weiss, ob ich jetzt lachen oder weinen soll.
Es kommt mir Lennie in den Sinn, der geistig wenig begabte aber ungeheuer kräftige Wanderarbeiter in John Steinbecks Roman Von Mäusen und Menschen. Der streichelt zu Beginn des 5. Kapitels sein totes Hündchen, das er zuvor zu stark liebkost und ihm dabei das Genick gebrochen hatte.
Ziehen Sie, meine lieben Leser, nun Ihre eigenen Schlüsse, wie weit Liebe und Dankbarkeit gehen sollten. Im nächsten Blog geht es dann wieder zur Sache.
Mit freundlichem Gruß,
Ihr Paul Gerschwiler