Wenn Sie nach Ihrer Ankunft im Flughafen Mactan – Cebu mit einem Mietwagen das erste Mal nach Süden aufbrechen würden in Richtung Argao, einer Gemeinde mit immerhin 210 km2 Fläche und 65,000 Einwohnern, hätten Sie dennoch eine faire Chance, die Ortschaft gar nicht zu finden. Sie würden irgendwann mal entlang der Küstenstrasse in das Gemeindegebiet von Argao einfahren, ohne dies wahrzunehmen.
Die Hauptstrasse ist auf beiden Seiten eingesäumt von Bäumen: Kokospalmen, Gmelina, Akazien, Mangobäume, Bananenbäume, Feuerbäume und andere. Die Häuser entlang der Strasse sind verstreut und hinter dem dichten Grün kaum zu sehen. Zu Ihrer Rechten würden Sie kleine Äcker sehen, abwechselnd mit steilen, kliffartigen Hügeln, zu Ihrer Linken Pflanzungen von Nipa-Palmen und anderen Mangroven, und zuweilen eine Teichfarm für Garnelen oder Fischzucht.
Nach zehn Kilometern würden Sie dann tatsächlich in einen Teil des Ortskerns von Argao hinein fahren, aber die Chance, dass Sie das gar nicht bemerken würden, ist erheblich. Rechts und links sehen Sie zwar Gebäude an Gebäude, aber keine Ortstafel weist sie darauf hin, dass Sie jetzt in Argao sind. Kein typisches Gebäude, keine Kirche, kein Markt ist entlang der Hauptsrasse zu sehen, und wenn Sie weiterfahren, werden sie große Reisfelder sehen, und der weite Blick wird nur durch die Bergrücken am fernen Horizont begrenzt. Dann fahren Sie entlang der Küste, wo das Meer bis an die Strasse herankommt, und weiter geht es mit mehr Reisfeldern und mehr Grün. Und irgendwann halten Sie an und fragen sich: „Wo ist denn Argao?“
Die spanischen Augustiner wollten mal, dass sich die Argawanons rund um die Cabecera (das geistliche und weltliche Zentrum mit Kirche, Pfarrhaus, und Gemeindehaus ansiedeln, aber das wollte das Volk nicht. Die Bauern blieben lieber bei ihren Feldern, wie schon Jahrhunderte zuvor. So ist denn die historische Cabecera bis heute wunderschön erhalten geblieben, aber der Markt ist an einem ganz anderen Ort, und 90% aller Argawanons leben heute noch im weiträumigen grünen Hinterland. Argao hat Platz für seine Bewohner, mehr als 3.200 m2 pro Kopf.
Die Argawanons haben eine generell heitere und freundliche Art. Das macht Argao zu einem sehr friedlichen Ort. Wie Esteban Albuera, Vorsteher der „Philippine National Police“ in Argao mir kürzlich sagte, tendiert die Kriminalitätsrate ständig gegen Null, trotz gelegentlichen Auseinandersetzungen. Die allermeisten „Verbrechen“, die der Polizei gemeldet werden, sind innerfamiliäre Dispute.
Es ist schön und grün und sicher in Argao zu wohnen. Die Luft ist sehr sauber, und das Wasser kristallklar.
Mit freundlichem Gruß
Paul Gerschwiler